Leseprobe

Die Geburtstagsüberraschung

 

Auf einem großen Bauernhof am Niederrhein, in der Nähe der holländischen Grenze, lebten viele Kühe, Schweine, das Pferd Max, Hühner, Katze Dina, Hund Sam, das Zwergkaninchen Flöckchen, der Bauer Franz mit der Bäuerin Maria, die Kinder Susi und Rolf und Opa Gustav. Sie lebten schon lange hier und konnten sich nicht vorstellen, irgendwo anders zu Leben.

 

Um die Arbeit, die auf einem so großen Bauernhof anfällt zu schaffen, braucht man viele Geräte und natürlich auch Traktoren. Der Bauer hatte einen ganz großen roten Traktor mit riesigen Rädern. Damit konnte Bauer Franz überall fahren, sogar durch Wasser 

und Morast. Auf dem Feld hatte er mit seinem Traktor auch keine Probleme, denn der Traktor war so stark, das er mühelos alles was man an ihn anhängte zog, ohne das es ihm schwer viel.

 

Auch Opa Gustav hatte noch einen eigenen Traktor und der war grün. Der war schon ganz alt, fast so alt wie Opa Gustav es war. Opa Gustav hatte schon oft überlegt, sich einen neuen Traktor zu kaufen, aber er hat es immer wieder verschoben. Warum soll ich ihn denn abschaffen, hat er mal gesagt, der fährt doch noch immer und hat mich bis jetzt noch nicht im Stich gelassen. Solange er mich noch will, will ich ihn auch.


Die Geburtatagsüberaschung 

Und es gab es noch einen kleinen blauen Traktor und der gehörte Rolf. Der sah fast genauso aus, wie der Traktor von seinem Vater, aber ohne Führerhaus jedoch mit Anhängerkupplung, nur ein bisschen kleiner. Irgendwann hat er auf dem großen Hof gestanden. Rolf war gerade aufgestanden und hat aus dem Fenster geschaut. Er war schon früh wach, weil er Geburtstag hatte, denn heute, am Sonntag, dem 13. März wurde Rolf sechs Jahre alt. Er wollte natürlich nichts verpassen, denn er freute sich schon auf die vielen tollen Geschenke. Aber von dem was er jetzt sah, bekam er ganz große Augen. Ach, das träume ich doch nur, sagte Rolf zu sich und rieb sich die Augen. Nein, ich träume nicht, dachte Rolf und starrte fasziniert auf den kleinen blauen Traktor. Für wen soll denn der wohl sein, fragte er sich, sicher doch nicht für mich. Dann sah Rolf ein Schild vorne am Traktor hängen, das er von seinem Zimmer aus jedoch nicht lesen konnte. Was da wohl draufsteht? Ganz schnell zog er seinen roten Pullover, auf dem vorne ein blauer Traktor aufgedruckt war, seine Strümpfe, Hose und Schuhe an und flitzte aus seinem Zimmer und rannte die Treppe herunter.

Mama, Papa, Opa und Susi mussten ihn schon gehört haben, denn sie standen alle im Flur, schauten ihn an und fingen an zu singen: „Heute ist Dein schönster Tag und der gehört nur Dir. Wir sind so froh, das es Dich gibt, darum gratulieren wir!“ Dann sagten alle noch im Chor: „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, lieber Rolf“. Dann umarmten und küssten (was Rolf nicht so gerne hatte) ihn alle und sagten, jetzt darfst Du auf den Hof und Dir Dein Geschenk ansehen. Rolf schaute alle an und fragte: „Da draußen steht ein blauer Traktor, ist der für mich?“ Da alle lachten und nickten, drehte Rolf sich um und rannte los

 

Mit offenem Mund und großen Augen stand Rolf dann vor dem blauen Traktor. Er konnte es noch gar nicht glauben. Dann kletterte er hinauf und setzte sich auf den Fahrersitz, Rolf zitterte vor Aufregung. Er konnte es noch nicht glauben, jetzt hatte er einen eigenen Traktor und dazu noch mit richtigem Motor. Nicht so einen mit Pedale, wo er selber noch treten musste. Nein, jetzt hatte er einen richtigen Traktor nur für sich.

 

Rolf schaute sich alles ganz genau an. Er wäre gerne sofort losgefahren, aber wie funktionierte das alles. Wenn sein Vater sich auf seinen Traktor setzte, sah alles so einfach aus. Doch jetzt wusste Rolf nicht wie er es anstellen sollte, das sein Traktor ansprang und er losfuhr. Hilfesuchend schaute er sich um und sah seinen Vater und die Anderen auf sich zukommen. „Papa“, sagte Rolf, „zeigst Du mir wie es geht, damit er fährt.“ „Na klar“, antwortete sein Vater, „je eher Du alles kannst, desto schneller kannst Du mir auf dem Hof helfen“. Rolf hörte aufmerksam zu, als sein Vater ihm alles erklärte. Bald wusste er wo alles war, Zündung, Kupplung, Bremse und Gas. Dann startete Rolf den Traktor und fuhr los. Zuerst ruckelte der Traktor noch, doch dann wurde es immer besser und Rolf drehte auf dem Hof Runde um Runde und strahlte über das ganze Gesicht. Er fand es einfach toll, jetzt hatte er einen eigenen Traktor und fuhr mit ihm schon herum. Alle freuten sich mit ihm und winkten ihm zu. Rolf schaute sie an, drehte am Lenkrad und fuhr dann auf sie zu. Kurz davor wollte er bremsen, doch er wusste nicht mehr, was er jetzt machen musste. Als Papa, Mama, Opa und seine Schwester Susi merkten, was los war, sprangen sie zur Seite und Rolf fuhr ohne anzuhalten weiter. Vor sich sah er die Wand der Scheune auf sich zukommen. Vor lauter Aufregung vergaß er das Lenkrad zu drehen und Rolf fuhr weiter geradeaus, direkt auf die Wand zu. Rolf fing an zu schwitzen und zu zittern. Doch schon war sein Vater neben ihm und drehte den Zündschlüssel herum. Im nächsten Augenblick stand der Traktor auf der Stelle, kurz vor der Mauer. Dann wurde Rolf von seinem Vater hochgehoben und er drückte ihn an sich, da er am ganzen Körper zitterte. Sein Vater beruhigte ihn und sagte: „Morgen probieren wir es wieder und dann geht sicher alles viel besser“. Dann gingen sie alle zusammen ins Haus zurück, wo ein tolles Geburtstagsfrühstück und noch weitere Geschenke auf Rolf warteten.

 

Für Rolf war sein sechster Geburtstag ein schöner und aufregender Tag. Bevor er abends zu Bett ging, schaute er noch mal aus dem Fenster zu seinem Traktor. „Hallo kleiner Traktor“, sagte Rolf, „schlaf gut, Morgen sehen wir uns wieder“.